Wäre das kleine Herrenvolk nicht bei sich selbst berühmt für seine Humanität und Toleranz und so weiter, man könnte sie in ordentlichen Lagern unterbringen, wo sie auch singen dürften, und sie würden nicht das Straßenbild überfremden.
– schrieb dies Max Frisch im Jahre 1965 unter dem Titel: Überfremdung als Vorwort zum Film-Buch Siamo italiani – Die Italiener -Gespräche mit italienischen Gastarbeitern von Alexander J. Seiler.
Max Frisch war seiner Zeit weit voraus und er hatte Recht.
Überfremdung ist mittlerweile nicht „nur“ schweizerisches Phänomen, es ist zum europaweites Bedrohung angewachsen und sorgt überall für Diskussionen. Es werden in ganz Europa insbesondere in Wahlkampfzeiten mit der Thema Migration/Integration Ängste geschürt, mit Verboten, wie Minarett – und Burkaverbot wird negative Stimmung gegen Minderheiten erzeugt und verschärft. Der Unterschied zu den 60er ist ein wirtschaftlicher, Frisch schrieb:
Es herrscht Konjunktur, aber kein Entzücken im Lande. Die Fremden singen.
Wir haben längst die Krise, und von Entzücken weit und breit keine Rede. Es herrscht soziale Kälte und trifft es diesmal auch, wie so oft, die Randgruppen und die Migrant_innen am härtesten. Und damit schließt sich der Kreis über den „seltsamen Menschenschlag“ welche
eigentlich sehr demütig, naiv, nicht untertänig und nicht knechtisch, aber auch nicht arrogant, nur nicht auf Demütigung gefasst, übrigens wenig nationalistisch, noch in der Diaspora, nicht machtsüchtig, lebensgläubig wie Kinder erschrecken viele über den Schnee im fremden Land und brauchen lange Zeit, bis sie merken, welcher Art die Kälte ist, die sie erschreckt.